Seit dem jüngsten Attentat in Brüssel wird immer wieder davon berichtet, dass die Täter auch einen belgischen Atomforscher ausspioniert hätten. Ziel war wohl die Erpressung von radioaktivem Material zum Bau einer „schmutzigen Bombe“. Jetzt sickert durch, dass auch der Vorstandschef des Forschungszentrums Jülich, Wolfgang Marquardt, ins Fadenkreuz von Salah Abdeslam gerückt war. So berichten es mehrere Zeitungen unter Berufung auf das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Was hätte Wolfgang Marquardt wohl gemacht, wenn Familienmitglieder gekidnappt worden wären, um ihn für die Pläne der Terroristen zu instrumentalisieren? Vielleicht befindet sich Herr Marquardt und seine Familie auch schon auf einer Gefährdungsstufe gemäß der PDV 129 und ist somit polizeilich geschützt. Das ist jedoch unwahrscheinlich. Innerhalb von 50 Jahren sind in Deutschland 110 kerntechnische Anlagen in Betrieb genommen worden woraus sich ein enormes Erpressungspotenzial für schmutzige Bomben ergeben würde.
Gehören Sie zu einer Personengruppe mit Zugang zu einer dieser Anlagen? Wissen Sie, ob nicht eine bisher unbekannte Terrorzelle Sie im Visier hat? Verfolgt man die Medien, so hat man den Eindruck, dass der Polizeischutz immer weiter ausgeweitet werden muss. Neben den ohnehin schon bewachten Objekten wie z.B. jüdischen Einrichtungen, finden wir heute schon Polizeischutz bei Gottesdiensten, auf Weihnachtsmärkten, in Freibädern oder bei besonders kritischen Satirikern vom ZDF. Aber ist auch der Personenkreis, welcher durch Ihr Wissen oder Ihren Zugriff auf sensible Anlagen ein enormer Multiplikator für mögliche Anschläge wäre, im Blick der Behörden? Sicher nicht. Wir haben jetzt ausreichend Weckrufe erhalten und dieser Personenkreis muss eigenverantwortlich reagieren. Der Karikaturist Kurt Westergaard hat auch seine wegen der Mohammed-Karikaturen erhaltenen Morddrohungen ernst genommen und sein Badezimmer zu einem Panikraum umbauen lassen. Dieser Schutzraum hat ihm und seiner Enkelin das Leben gerettet, als im Januar 2010 ein Mann mit einer Axt in sein Haus eindrang.
Um jetzt wieder auf die Überschrift dieses Artikels einzugehen, bleibt zu sagen, dass der Polizeischutz in Zukunft sicher weiter ausgedehnt werden muss. Da jedoch die Polizei nicht mehr alles leisten kann sind Eigeninitiative (Panikraum) und private Dienste mehr denn je gefragt.